Leseprobe

Warum bin ich so?

 

In einem großen und gemütlichen Biberbau direkt an der Flussbiegung Richtung Wald lebte der kleine Biber Ludwig zusammen mit seinen Eltern, seinem jüngeren Bruder Ben und der kleinen Schwester Lilli.

Lilli, die Jüngste, war sehr mutig. Sie erkundete alles und war immer vorne mit dabei. Der etwas kräftigere Bruder Ben war eher gemütlich und sehr klug. Und dann gab es noch Ludwig, er war der Älteste und hatte etwas ganz Besonderes. Die drei tobten am liebsten mit ihren Freunden am Fluss und erforschten die nahe gelegenen Felder und Wiesen.

Dabei kam es immer mal wieder vor, dass Ludwig von den anderen geärgert wurde. „Du bist ja gar kein richtiger Biber“ oder „Pffff, mit diesem Ohr kannst du niemals so weit schwimmen wie wir“, bekam Ludwig öfters zu hören.

 

Als er eines Nachmittags vom Spielen mit seinen Freunden am Fluss nach Hause kam, kuschelte er sich betrübt an Mamas Bauch.

„Mama, wieso haben alle normale Ohren, nur ich habe dieses seltsam schimmernde Ohr, welches auch noch viel zu groß ist?“, fragte er traurig.

„Ach, mein Schatz“, seufzte Mama. „das ist doch etwas ganz Besonderes, da kannst du sehr stolz darauf sein.“

 

Mit Tränen in den Augen murmelte Ludwig: „Wie soll ich auf etwas stolz sein, wofür mich alle komisch anschauen und immer wieder fragen, ob ich überhaupt ein richtiger Biber bin?“. Zärtlich streichelte Mama über sein größeres Ohr und entgegnete: „Das, mein Lieber, ist aber doch dein Glücksohr und ich kenne niemanden, der so ein wunderschönes Ohr hat, wie du.

Du musst wissen, das macht dich zu einem ganz besonderen Biber. Ich bin mir sicher, dass dir dein Ohr noch viel Glück bringen wird.

Du kannst wirklich stolz sein, auf dein zauberhaftes Glücksohr.“

Ludwig schloss die Augen und erinnerte sich, wie er mit den anderen am Fluss spielte und sein Ohr so in der Sonne glitzerte, dass die größten Fische aus dem Wasser sprangen. „Hmm, vielleicht ist mein etwas anderes Ohr doch gar nicht so schlecht?“, überlegte er.

“ Ich könnte es ja mal versuchen, stolz darauf zu sein.“